…… Wohl ist es nicht so heimisch und gemütlich als zu hause, doch darf ich auch so herzlich zufrieden sein. Ein weißgetünchtes Stübchen von 4 auf 5 1/2 m kantig dazu 3 m hoch. Man kommt auf der schmalen Seite zur Tür herein, rechts in der Ecke der Ofen, der eben Tag und Nacht nicht ausgeht. Links in der Mitte der Längsseite zwei Fenster, welche innen soqar vergittert sind, da vor im Innern der Tisch, woran ich eben schreibe. Dann links in der Ecke ein Kleiderschrank und rechts eine eiserne Bettstelle aber fein verziert, sogar orientalische Bilder an Kopf- und Fußseite und in dem Bett eine alte Strohmatratze, worauf eben einer meiner Kameraden liegt und schnarcht zum Gotterbarmen. Gegenüber der Tür noch ein innen vergittertes Fenster. Außerdem gehört noch zu unserem Mobiliar ein gepolsterter Lehnsessel und 4 gute Stühle, eine Lampe, ein alter Besen, kaputtene Dreckschüppe, alter Kochtopf, Holzeimer, abgeschnittene Rollmopsbüchse als Waschschüssel vervollständigen noch die Ausstattung. Das ist das Bild einer modern eingerichteten Wachstube im Feindesland. Und dies ist zur Zeit vorläufig mein Aufenthalt und fühle ich mich auch sehr wohl hier. Habe drei Mann bei mir, die hier nebenan abwechselnd Posten stehen bei einer Pumpstation. Bei Tage ist hier Betrieb steht dauernd die Straße voll Fuhrwerke mit Fässern, die hier Wasser holen. Auch so einzeln kommen die Zivilbewohner mit Eimern und holen Wasser, das hier aus einem Brunnen gepumpt wird und müssen auch oft stundenlang stehen bei der bitteren Kälte, um gegen Geld und gute Worte etwas Wasser zu bekommen. Die Einwohner müssen das Wasser bezahlen, Militär hats frei und ist das Geld für das Wasser dem Mann der die Pumpe bedient und nebenbei bemerkt ein Deutsch-Rumäne, ist seine Einnahme. Hier steht nun ein Posten, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und Krambulage zu verhindern. Und ich sitze in meinem warmen Stübchen und gucke zum Fenster heraus. Diese ganze Geschichte wäre ja nicht nötig, aber die Rumänen oder Russen haben vor Verlassen der Stadt die Wasserleitung zerstört. und wird es auch noch einen Monat dauern, bis diese wieder funktioniert.
Konstantza, eine selbst nach europäischen Begriffen sehr schöne Hafenstadt, zählte in Friedenszeiten 50 000 Einwohner und jetzt sind nur mehr 2 500 hier, meistens arme Luders und Gesindel. Wie mir erzählt wurde, wurden die Leute mit den tollsten Sachen kopfscheu gemacht und gewissermaßen zur Flucht gezwungen. Die Deutschen würden die Kinder schlachten und die Alten müßten sie essen und was so Schauerromane mehr sind. Und was war das Resultat davon? Die Leute flüchteten alle und die Bulgaren kamen in die Stadt und hausten wie die Vandalen. An Menschen nicht, wohl aber an toten Gegenständen, denn man findet eben auch nicht ein Haus, das nicht vollständig ausgeplündert wär und alles demoliert. Wer nun in seiner Behausung geblieben ist, dem ist das eben nicht passiert. Sonst hat die Stadt ja wenig gelitten, hier und da ein Gebäude vernichtet oder ausgebrannt und dies ist meistens noch durch russische Kriegsschiffe geschehen, die zweimal nach Einnehme der Stadt dieselbe beschossen haben. Doch jetzt hört das wohl auf, seit wir hier am Strande schwere Küstenbatterien eingebaut haben. Das Leben nimmt eben ziemlich seinen normalen Verlauf. Zu kaufen ist wenig höchstens Brot, Fleisch und Eier. Die Lebensmittel sind alle von der Militärverwaltung beschlagnahmt und in Nummer Sicher nebracht. Wenn auch nicht grad so teuer wie zu Hause, so sind die einzelnen Artikel für die Verhältnisse doch teuer genug und werden noch jeden Tag teurer. Einen schönen Hafen hat die Stadt und muß hier im Frieden ein sehr reges Leben pulsiert haben. Zum Schutze der Stadt waren sie auch eben dabei, ein sehr modernes Forts zu errichten für verschiedene Millionen, sind aber dabei gestört worden. Die Bevölkerung der Stadt ist bunt gemischt, Rumänier, Bulgaren, Serben, Russen, Griechen, Türken, Armenier und noch allerhand verkommenes Gesindel war hier vertreten. Zwischen uns und den Bulgaren besteht auch kein guter Ton, sind zwar Kriegsverbündete, aber sonst verbündet uns auch rein garnichts, ist eben ein slawischer Volksstamm. Auch mit den Österreichern harmonieren wir nicht so prima, unsere mußten halt gar oft schon die Kastanien für die aus dem Feuer holen. Ich glaube, unser bester Verbündeter ist noch der Türke. Will ich zwar nicht behaupten, ist nur so meine Meinung, nach dem was ich gesehen und gehört.
Die Kälte hat etwas nachgelassen, ist zwar noch nicht am tauen, aber doch nicht mehr so schneident luftkalt, die Nasenlöcher sind einem ja fast zugefroren. Ist ja auch ganz überraschend gekommen, wie mir hier gesagt wurde. Zwei Tage zuvor war noch das herrlichste Wetter wie auch bei uns auf der Fahrt in Bulgarien und momentan schlug es um. Aber wunderbare Landschaften und Partien habe ich gesehen auf der Fahrt hierher. Das Balkangebirge ist einzig in seiner Art. Gigantische, wuchtige Gesteinsmassen krönten meistens die Gipfel dieser Berge in den verschiedensten Formen und Farben. Es sah als aus, als ob hier übernatürliche Kräfte gewaltet und ganz andere Geschlechter gehaust hätten. Wie herrlich muß dies alles im Sommer erst sein……