Archiv: 1915-02

Brief: Languevrisin, den 27. Februar 1915

25.2. im Schützengraben abgelöst worden nach 17tägiger Dauer und kamen nach 5stündigem Marsch morgens 5 Uhr hier in Languevrisin an, wo wir auch vorläufig bleiben werden. Hörte was von 14 Tagen, dann wirds wohl wieder in Schützengroben gehen. Liege hier im ersten Häuschen von dem Ort, 1 Uffz. und 16 Mann. War eine kleine Bauernwirtschaft hier. Die Wirtsstube ist unser Heim. Haben uns gleich eine Partie Stroh geholt, ist unser Lager und Feuer brennt den ganzen Tag im Kamin. Sitze eben an dem alten Büffet und schreibe. Neben mir spielt eine Partie Karten und die andern liegen ums Feuer herum auf dem Stroh und singen heimische Weisen. Die Leute sind ja auch noch hier nebenan in der Stube, Mann und Frau im mittleren Alter und 2 kleine Kinder. Das Ort hier ist überhaupt noch ziemlich bewohnt und beim Vorgehen auch möglichst verschont worden. Die Leute müssen mit ihrem Los eben zufrieden sein. Hier liegen in jedem Haus dauernd eine Masse Soldaten, wenn die einen fortgehen, kommen wieder andere. Für die Einwohner ein trauriges Leben. Hier liegen auch so 25 Hessen begraben. Hier ist auch viel Landwirtschaft, muss alles wieder so ziemlich seinen Gang gehen, sind extra Soldaten kommandiert, die mit den hiesigen Einwohnern gemeinsam die Felder bebauen müssen. Unsere Logiewirte sind sehr freundlich mit uns, was wollen sie auch machen, fahren so am besten dabei, denn was wir entbehren können und zuviel haben, geben wir ihnen Bei uns ist jetzt jeden Tag Exerzieren, Apells und dergleichen wie in der Garnison