Der Weg zum Krieg 1914

Es war gegen Ende des Monats Juli im Jahre 1914 als sich die politische Lage infolge der Sarajewoer Mordtat, begangen an dem österreichischen Tronfolgerpaar von serbischen Mörderhänden, am 28.6. derart zuspitzte, dass ein Konflikt unvermeidlich schien. Es wäre dies an und für sich auch nicht schlimm gewesen, wenn die Sache auf ihren Herd beschränkt geblieben wäre, wenn die beiden betreffenden Staaten ihre Händel unter sich hätten abmachen können. Aber die Geschichte kam anders.

Österreich-Ungarn stellte am 23.7. an Serbien ein Ultimatum wegen der Mordtat und noch verschiedenen anderen politischen Frechheiten und Verbrechen, die der kleine serbische Gernegroß im Laufe der Jahre an der Österreich-Ungarischen Monarchie begangen hatte. Österreich-Ungarn konnte auch garnicht anders handeln, wollte es sich nicht vor aller Welt als Großstaat unmöglich machen. Serbien ging aber, gestützt auf russische Versprechungen, auf die österreichischen Forderungen nicht ein und suchte sich aus der Schlinge so gut wie möglich heraus zu ziehen, durch leere Versprechungen. Dies schlug dem Faß den Boden aus und Österreich-Ungarn erklärte am 25.7. den Kriegszustand und machte sofort Mobil um am 28.7.an Serbien den Krieg zu erklären.

Rußland hatte sich mittlerweile an die Seite Serbiens gestellt und bereits mobilisiert, was hin wiederum Deutschland an die Seite Österreich-Ungarns rief, das infolge seines Bündnisses dazu verpflichtet war. Auch das eigene Interesse forderte dieses von Deutschland, da einem gemeinsamen Vorgehen Rußlands und Serbiens gegen Österreich-Ungarn letzteres, menschlichem Ermessen nach, wahrscheinlich nicht gewachsen war und dann nach einem unglücklichen Ausgang dieses Dreikampfes auf alle Fälle auch Deutschland an die Reihe gekommen wäre, das ja nach dem siegreichen Feldzuge von 1870, infolge seines wirtschaftlichen und industriellen Aufschwungs, ein Dorn im Auge der Trippelentente war. Letztere setzte sich ja wie bekannt aus jenen drei famosen Staaten zusammen, wie man schöner ein Bündniß noch nicht gesehen hat. Und zwar: England, das Krämervolk, dessen Habgier und Hochmutsdünkel schon manches Volk um seine Existenz gebracht hat und in dem aufstrebenden Deutschland eine Gefahr für seine See- und Weltmacht befürchtete. Ihm zur Seite Frankreich, der frühere Erzfeind, jetzt noch immer von dem Revanchegedanken beseelt ein treuer Bundesgenosse. Und als Dritter im Bunde, das sklavische Rußland, welches aus brutaler Korruption und Mißwirtschaft zusammengesetzt ist, und auch schon Jahre lang mit scheelen Augen nach Deutschland hinüber sah.

Also ging der Tanz los und es entwickelte sich ein Völkerringen, wie es die Weltgeschichte bis dato noch nicht gesehen hat. Deutschland wandte sich nun an Frankreich, wie es sich verhalten würde und bekam die Antwort, wie es seine Bündnispflicht erfordere. Dies hatte zur Folge, dass in Deutschland am Freitag den 13. Juli der Kriegszustand erklärt wurde. Es war vorher noch eine befristete Anfrage an Rußland gestellt worden, wegen dessen Mobilisation an unserer östlichen Grenze. Diese wurde garnicht beantwortet und infolge dessen am Samstag den 1. August nachmittags 5 Uhr unser Kaiser die Mobilmachung der gesamten deutschen Armee und Marine anordnete und mithin Sonntag der 2. August der Erste Mobilmachungstag war. Am 31.7. war auch noch Ansprache des Kaisers an die Berliner Bevölkerung. und Ansprache des Reichskanzlers. Am 1.8. Sozialistenführer Jaurés in Paris ermordet. Die ersten Schüsse zwischen russischen und deutschen Patrouillen. Einberufung des Reichstages auf den 4.8.

Nun stellte es sich aber auch erst heraus wie unser Vaterland mit Spionen aller Nationalitäten förmlich übersät war, die mit den gemeinsten und raffiniertesten Mitteln arbeiteten nur um unsere Mobilmachung aufzuhalten oder doch zu verzögern. Aber alle Anschläge wurden zu Schanden und der Aufmarsch unserer Truppen wurde so schnell und ruhig ausgeführt, dass er seinesgleichen in der Geschichte sucht. Er gebührt aber auch für das Gelingen dieser Riesenarbeit vor allem der Eisenbahnverwaltung volle Anerkennung.