Morgens noch alte Stellung. Es wurde etwas Kaffee gekocht. Im Übrigen sorgte jeder selbst für seine leiblichen Bedürfnisse. Teils wurde Obst von den Bäumen längs der Straße heruntergeholt, das ja in Massen vorhanden war oder auch es wurden Kartoffeln ausgemacht und in der Asche gebraten. Ungefähr um 7 Uhr sahen wir die ersten französischen Gefangenen, 8 Mann ziemlich schmächtige, heruntergekommene Leute in verlotterter Uniform, Infanteristen. Die Leute machten überhaupt einen schlechten Eindruck in ihren bun-ten Fetzen gegen unsere grauen Uniformen.
Gefecht Richtung Dieutze-Saarburg in vollem Gange. Kanonendonner auf der ganzen Linie. Aufgebrochen 2 Uhr nachmittags Richtung Dieutze. Komp. als Spitze vor, später am Schluss der Brigade angeschlossen. Nun ging’s immer vorwärts. Vorne war das Gefecht in vollem Gange. Es ging über verschiedene Ortschaften weg und allmählich sah man auch die Spuren gewesener Kämpfe. Allenthalben waren Hindernisse beseitigt und die vielen weggeworfenen Uniformen und Ausrüstungsstücke zeugten grade nicht kolossaler Kampffreudigkeit der Gegner. Auch gab’s da schon zerschossene Protzen, tote Pferde und so allerhand zu sehen, welche wohl von Granatfeuer überrascht worden waren und manchem von uns wurde es doch etwas anders zumute, hat doch schon manch einer ein Stoßgebet zum Himmel geschickt zum Schlachtenlenker. Kamen nun durch den Ort Rotalgen, dessen Kirche als Notlazarett eingeräumt war, worin die ersten Schwerverwundeten von den vorrückenden Bayern waren. Mittlerweile wurde nun unsere Division auseinander gezogen und ging in Gefechtsordnung als Reserve vor. Es ging durch dick und durch dünn, durch Kraut und Rüben. In den Haferfeldern, wo zu Ausbruch der Feindseligkeiten die Ernte im Gange war, hieß es besonders aufgepasst. Hatte doch der Gegner allenthalben Stacheldraht zwischen gespannt. Doch es ging gut. Kamen nun durch den Ort Hiederfingen, der schwere Spuren des Kampfes aufwies. Schon von weitem sah man den Kirchturm halb zerschossen in die Luft ragen, allenthalben brannte es, auch lagen hier und dort die ersten toten und verwundeten Franzosen. Wir rückten immer weiter auf eine Anhöhe hinter Hiedersingen, wo wir denn auch, weil es mittlerweile dunkel geworden war, liegen blieben.
Es war so 9 Uhr abends. Nun sollte abgekocht werden und wir rückten ab, Wasser zu holen, was aber später, der Nähe des Feindes halber, unterblieb. Dieses Wasserholen werde ich auch mein Leben lang nicht vergessen. Im Dunkeln, die ganze Division an einem Brunnen in Niederfingen, hin und wieder Gewehrfeuer in nächster Nähe, dazu das Knistern und jeweilige Aufflackern der abgebrannten Gebäude, dabei herrschte ein Tumult, nicht zu beschreiben. Alle Truppenteile, auch die Berittenen mit ihren Pferden, Jeder wollte der erste sein. Ein Drängen, Schreien und Fluchen sondergleichen. Nach zweistündigem Drängen gelang es uns endlich, wenn auch teilweise mit leeren Kochgeschirren, zur Komp. zurückzukommen.
Es wurde nun eine frugale Abendmahlzeit eingenommen. Zu 3 Mann eine Konservenbüchse kalt, ein Stück Brod und ein Schluck Wasser. Sodann wickelte sich jeder in seinen Mantel und Zeltbahn und streckte sich auf die Erde nieder bei seinem Gepäck. Es war ein wunderschöner Abend. Ich steckte mir deshalb noch eine Cigarre an und konnte so ungestört meinen Gedanken nachhangen. Vor uns brannte ein großes Gehöft lichterloh. Die Flammen schossen nur so garbenförmig gegen Himmel. Dazwischen ab und zu das Gewehrfeuer der Posten und Patrouillen, dazu ein wundervoller Sternenhimmel. Die Sterne schauten so friedlich hernieder, als ob der größte Friede herrsche und ich gedachte der Lieben zu Hause. Eine eigentümliche Stimmung beherrschte einen und es kam mir unwillkürlich das bekannte Lied in den Sinn: Am Sternenhimmel seh ich Dein Bild usw.. Schließlich schlief ich auch ein und war noch im Traum zu Hause. Siehe Kriegskalender 20.8.
ganz schön bizarr!
ich weiß ja nicht, ob ihr buchstabengetreu transkribiert, falls nicht:
„Rotalgen“ müsste Rodalben (frz. Rodalbe) heißen
http://de.wikipedia.org/wiki/Rodalbe
Rodalbe
City (Small)
und mit Saarburg dürfte das lothringische gemeint sein, frz. Sarrebourg.
die anderen käffer habe ich in basecamp noch nicht gefunden. in der gegend war ich ja im juni mit dem rad unterwegs.
grüße, Stephan
doch noch was gefunden: der ort Hiederfingen/Hiedersingen/Niederfingen müsste der
https://de.wikipedia.org/wiki/Lidrezing
sein.