Archiv: 1915-02

Tagebuch 13.2.1915

Der Tag fängt mit Regen an und verspricht sehr saumäßig zu werden. 8½ Gewehrreinigen, 10-11½ Grabenpatroullie, 1 Uhr Wasserholen, 7 Essenholen, 10-11½ Lauscherposten, 4-5½ Beobachtungsposten. Die Nacht war, abgesehen von einzelnen Patroullienplänkeleien und dem öfteren abfeuern von Leuchtkugeln feindlicherseits, ziemlich ruhig. Nachmittags hörte der Regen auf und die Nacht war sternenhell aber recht stürmisch.

Brief: Frankreich, 13. Februar 1915

… Die Witterung ist in letzter Zeit auch nur Günstig. Bei Tag meistens trocken und trübe mitunter auch schönster Sonnenschein und wenn man so die Lerchen trillern hört, meint man es herrsche der tiefste Friede bis einem die platzenden Granaten in die rauhe Wirklichkeit zurückrufen. Des Nachts wars von Anfang stockfinster, in letzter Zeit, es herrscht eben zunehmendes Licht ists meistens mondhell und sternenklar, des morgens Nebel oder stark gereift. So fließt das Leben hier dahin, wenn wir nicht so stark befeuert werden, wechselt Arbeitsdienst, Wache und Patroullie miteinander ab. Andern falls liegen wir in unsern Löchern. Habe jetzt meine dritte Klause, aus den ersten beiden bin ich ausgezogen, hat mir zu viel nach Pulver gerochen. Gefecht haben wir noch keins mitgemacht, kommen auch nicht so leicht dazu, denn wir liegen hier auf 5-600m schon seit Anfang Oktober fest verschanzt gegenüber und wurde von Seiten der Franzosen im November ein Angriff gemacht, wurden aber mit blutigen Köpfen abgeschickt.

Tagebuch 12.2.1915

Witterung trübe, es hat mit schneien aufgehört und schmilzt bereits wieder, sodaß wieder alles eine Sauerei ist. 7-8½ Grabenpatroullie, 9 Uhr Gewehrreinigen, 10 Uhr wurde ein Pionier verwundet beim Arbeitsdienst, Bauchschuß. Mittags Arbeitsdienst. 8½-10 und von 2½-4 Grabenpatroullie. Die Nacht war verhältnismäßig sehr ruhig und sternenhell. Wir wurden außerordentlich viel mit Leuchtkugeln bedacht.

Tagebuch 11.2.1915

Witterung trübe, feucht, kalt, später erwas heller. 8 Uhr Kaffeeholen, Gewehrreinigen dann Arbeitsdienst. 1-2½ Grabenpatroullie, dann wieder Arbeitsdienst. Um 6½ Uhr wieder feindl. Artilleriefeuerüberfall wie tagtäglich um die Zeit. Es galt anscheinend diesmal den Feldküchen auf der Straße Villers-Andechy jedoch ohne Schaden. 9½ Probealarm. Später ging eine gemischte Patroullie der 9. u. 10. Komp., 10 Mann stark, nach dem feindlichen Schützengraben und kam auch ans feindl. Drahtverhau, wo sie beim Zerschneiden der Drähte von dem Posten entdeckt wurden, welcher sofort das Feuer eröffnete und Alarm schlug, wobei ein Mann unserer Komp. getroffen wurde. Die anderen zogen sich darauf zurück. Es folgte nun ein feindl. Inft.Feuerüberfall auf unserer ganzen Linie, weil die Franzosen anscheinend eine Überrumpelung unsererseits befürchteten und dem vorbeugen wollten. Bei uns trat hierauf erhöhte Befehlsbereitschaft ein, sodaß von jeder Gruppe 4 Mann am Gewehr sein mussten. 11 ¾ Uhr setzte ein Artilleriefeuer ein, dass alles dröhnte, welches 5 Minuten anhielt und feste in unsere Stellung rinpaukte. Als Resultat hatte die 11. Komp., welche an unserem rechten Flügel anschloß, wo auch ich stand, 2 Tote und ein Schwerverwundeter, welcher aber auch binnen 2 Stunden verschied. Von der Patroullie fehlten des Morgens 3 Mann, 2 Mann von der 9. und 1 Mann von unserer Komp.. Wir hatten somit einen Verlust von 6 Mann in unserem Battl. in dieser Nacht. Friede Ihnen. 11½-12 ¼ u. von 12 ¾-2½ Uhr Grabenpatroullie. Die Nacht war im Allgemeinen ziemlich lausig, trübe und gegen Morgen setzte Schneefall ein, sodaß beim Hellwerden das ganze Gelände in eine Winterlandschaft verwandelt war. Zu bemerken ist noch, dass dieses der erste Schnee war, den ich in Fankreuch gesehen habe.