… aber wir haben (noch) keine weiteren Briefe oder Tagebücher gefunden. Heinrich Birkenbihl hat mit mehreren Verletzungen den ersten Weltkrieg als einfacher Soldat überlebt. Er starb dann Anfang 1945 im Alter von 58 Jahren einen sinnlosen Tod in der Eifel — für einen bereits verlorenen Krieg — und wurde dort auf dem Soldatenfriedhof in Kelberg beerdigt. Ich habe ihn nie kennen gelernt.
Die Tagebücher und Briefe sind keine Literatur, sie spiegeln aber den täglichen Kampf mit Resignation, Sinnlosigkeit, Gefahr, Leiden und Langeweile wider und schon beim Lesen hat man das Gefühl, dass es kein Ende nehmen will. Seit Jan. 2014 habe ich in 100jährigem Abstand das veröffentlicht, was Heinrich Birkenbihl als Zeitzeuge und Betroffener geschrieben hat. Hier endet es.
Archiv: Redaktion
100 Jahre Verdun, …
… das Gedenken an das große Gemetzel, ist gerade vorbei. 1916 gab’s um diese Zeit noch keine Nachricht von Heinrich Birkenbihl, der ja an der Westfront war. Zunächst einmal herrscht Postsperre.
Vielleicht ist es mal wieder an der Zeit einige aufschlussreiche Reliquien zu zeigen. Es fällt mir übrigens sehr schwer, die Sütterlinschrift zu lesen. Auch was die militärischen Ehrenzeichen angeht, bin ich kein Experte. Hilfe — z.B. im Kommentar — wäre willkommen.
Inhalt:
Kommandobehörde welche Zusätze einträgt |
Zusätze zu den Personalnotizen (Übungen und Einberufungen, Führung, Stafen usw.) |
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Datum | ||
1.Kompanie 1. Ers.-Btl. Inf.-Regt 81 |
Vom 23.1.15-10.3.16 IR81. 10. Komp. am 10.3.16 [?] Verdun d. [?–?] |
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30.11. 16 |
Mitgem.[?] Gefechte Stellungs[?] b. Roye u. Kämpfe bei Verdun Vom 10.3.16-12.5.16 in Lazarettbehandlung “ 12.5.16-21.8.16 IE/ IR81 4. Komp. “ 22.8.16-1.12.16 “ 1. “ am 2.12.dann [?] Inf Ers. Batl. 18/[?]Führung: gut Strafen: keine v. [?] Hauptm. und Komp-Führer |
Also wurde Heinrich Birkenbihl wieder verwundet. Lazarett-Aufenthalt — nach der Schlacht bei Verdun.
Man sammelt ja auch so einiges ein.
Ende Tagebuchs
Hier endet das Tagebuch mit täglichen, fatalistischen Berichten vom Wetter, vom anstrengenden, gefährlichen aber auch eintönigen Dasein an der Westfront. Wie aus der Geschichte bekannt lieferten sich Franzosen und Deutsche 1915 einen verbissenen Stellungskrieg — beide Seiten beschossen sich heftig mit „Liebesgaben“ und gruben sich zum eigenen Schutz immer weiter ein. Da ist keine Action, kein Heldentum, nur Graben, Dreck und die Sehnsucht, zu überleben und dass das Ganze ein baldiges Ende nehme.
Etwas mehr Gedanken über das Leben dort, transportieren die Briefe, die deshalb auch in einer eigenen Kategorie zusammengefasst wurden. Gelegentliche Briefe aus dem Krieg wird es weiterhin geben — wie gehabt im Abstand von 100 Jahren.
Neues Archiv „Briefe“ eingerichtet
Naturgemäß haben die Tagebucheinträge aus dem Stellungskrieg oft wenig Neuigkeitswert. Mehr verraten die gelegentlichen Briefe. Ein neues Archiv „Briefe“ fasst diese zusammen.
Es gab ein Leben vor dem Krieg
Während der Krieg sich qualvoll hinzieht und hinzieht hier ein paar Dokumente aus einer glücklicheren Zeit vorher. Heinrich Birkenbihl wurde am 19.10.1887 geboren. Am ersten April 1901 wurde er aus der Elementarschule Camberg, die er seit Ostern 1893 besucht hatte entlassen.
Sein „Schul-Entlassungs-Zeugniss“ bescheinigt ihm befriedigendes Betragen, regelmäßigen Schulbesuch, guten Fleiß und gute Kenntnisse und Fertigkeiten. Anschließen erlernte er dem Maurer-Beruf und wurde am 11.10.1907 zum Militär eingezogen. Er absolvierte relativ unauffällig seinen Militärdienst und wurde am 23.9.1909 vom Militär entlassen. Aus dem Wehrpass erfahren wir auch, dass er 1,69m groß war. Das Militär ließ ihn aber nicht ohne weiteres ziehen. Vom 6.7. bis 19.7.1911 und vom 2.10. bis 18.10.1913 musste er jeweils an 2 Wochen Übungen teilnehmen. (Siehe auch die Seite „Truppenübungsplatz 1913„.) Ebenfalls wohl aus der Vorkriegszeit stammt das Foto das Heinrich Birkenbihl mit seiner Mutter Theresia und seinem Bruder Peter zeigt.