Aus dem Feldlazarett, Landau, den 15.9.1914

Heute sind es gerade 3 Wochen, dass ich auf die Nas geworfen wurde, was doch die Zeit rumgeht. Viel Schmerzen hab ich allerdings aushalten müssen, auch jetzt noch mitunter, besonders des Nachts. Der Arm macht sich ja ganz gut. Der Fuß war ein bischen zu schnell geheilt, war schon rumgelaufen wie gewöhnlich. Am letzten Freitag nun war beim Verbinden etwas Eiter in der Wunde. Da ging die Quälerei wieder von vorne an, jetzt hat sichs wieder bedeutend gebessert, und hoffe, dass es nun mit Gottes Hülfe so weitergeht. Eigentlich brauch ich mich ja nicht zu beklagen, wenn ich andere arme Teufel betrachte, was die aushalten müssen. Bei mir sind auch verschiedene auf der Stube. Das ist als ein Gejammer sondergleichen, habe in der Beziehung auch schon mein Teil geleistet. Es tut nur gut, dass alles vorbeigeht. Am gräßlichsten sind die Nächte, es ist jeder froh wenn die herum sind. Hier in der Schule sind ungefähr 150 bis 180 zum Teil sehr schwer Verwundete untergebracht. Außerdem ist hier noch das Garnisonslazarett und drei oder vier Hilfslazarette. Hier ist das Rote Kreuz tätig. Drei Schwestern vom Roten Kreuz und ungefähr 25 freiwillige Pflegerinnen von hier und circa 10 Sanitätssoldaten. Da sind immer alle Hände voll zu thun. Aber es schafft jeder willig und freudig an seinem Platz. Die Pflege ist gut und viele Opfer werden gebracht. In solchen Zeiten wird der Charakter einer Bevölkerung auf die Probe gestellt. Aber der deutsche Volksgeist hat sich bis jetzt glänzend bewährt. Also meine Lieben, schlimm ist die Sache durchaus nicht mehr. Die Beinwunde ist in ein paar Tagen vollständig zugeheilt. Das Laufen geht auch soweit schon wieder und der Arm ist auch bald wieder im Schuß. Knochen und Sehnen sind nicht verletzt. Fühle mich im Allgemeinen ganz wohl, wenn ich bloß nicht mehr in der Falle zu liegen brauchte.

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