Brief: Frankreich, den 11.4.15 Geschrieben zu Villa Waldfriede im Kreidegebirge des Schützengrabens vor L’Eschell

Weißer Sonntag, was ruft der Tag für Erinnerungen in uns wach. Jahre sind entschwunden im ewigen Weltenmeere wie im Fluge und was hat sich doch in diesem Zeitabschnitt vieles verändert. Ich meine es wäre erst gestern gewesen als ich vor nunmehr 15 Jahren zum ersten mal zum Tische des Herrn ging. Damals hätte man sich noch nicht träumen lassen was man jetzt alles auf diesem buckligen Weltenpanorama erleben muss. Das waren damals noch Tage harmlosen Glücks. Nun mit Gottes Hilfe werden auch diese Tage der Prüfung vorübergehen. Also hoffen wir weiter mit Gottvertrauen. Ich meine unser Herrgott müsste doch auch bald ein Einsehen haben und dieses blutige Völkerringen zu einem für uns hoffentlich guten Abschluss bringen Morgen ist hoffentlich für dieses mal der letzte Tag hier in Stellung. Es wird auch Zeit, dass man wieder mal zurückkommt, dass man wieder mal halbwegs Mensch wird. 3 Wochen nicht gewaschen, nur wie ’ne Katze, keine frische Wäsche und Tag und Nacht keine Ruh; und auch noch über Ostern und Weißen Sonntag, ist als allerhand Stand da in dem Blatt ein Gedicht drinnen „Die Läusejagd“, hat uns allen sehr gefallen, hat sich schon jeder abgeschrieben. Ist sehr zutreffend nur noch nicht scharf genug. Das Viehzeug kann einem aber auch was peinigen. Wenn man des Nachts so ruhig auf Posten steht und die Biester sind in Bewegung, machen Einzelmarsch auf dem Buckel rum oder Laufschritt in den Stiefeln auf und ab, dann könnte man am liebsten aus der Haut fahren. So klein wie das Dreckzeug ist, die können Hundert Esel wild machen. Da ist das beste Mittel lausen und immer wieder lausen. Manche, die kolossal empfindlich sind, sehen aus wie die reinste Landkarte am ganzen Körper von lauter Kratzen und Jucken. Und doch ist immer Spaß bei der Sache, einer tut sich übern andern lustig machen beim lausen, ist als zum Wälzen. Bringt alles der Krieg mit sich, machs einer anders, wir können deshalb nicht weglaufen.

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